35. Kalenderwoche

Der Alltag beginnt!

Die erste Woche Schule ist rum und ein Wochenende auf einer amerikani-schen Hochzeit ebenfalls.

Die  Stevens High School  ist  eine typisch amerikanische Schule und sie ist genau so, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt: 1500 Schüler, die nach jeder Stunde die Räume wechseln, auf den Gängen rechts und links Schließfächer, eine Sporthalle groß wie eine Arena, ein großer Speisesaal mit unterschiedlichstem Essen, aber natürlich immer zu haben:  Hamburger und Pommes!

Meine Schule von außen...

... und von innen

Der Unterricht findet stündlich in anderen Klassenräumen statt, da in amerikanischen High Schools nur in Kursen unterrichtet wird und somit die Schüler permanent, je nach gewähltem Fach, wechseln müssen. Mein Stundenplan im 1. Semester sieht (täglich!) wie folgt aus:

1. Stunde: Deutsch                                                                                    2. Stunde: Französisch                                                                                 3. Stunde: Amerikanische Geschichte                                                        4. Stunde: Mittagspause                                                                            5. Stunde: Anatomie und Physiologie                                                       6. Stunde: Englisch                                                                                    7. Stunde: Soziologie                                                                                8. Stunde: U.S. Government (~ Staatsbürgerkunde)

In Deutsch arbeite ich als "teachers aid" (Hilfslehrerin) und unterstütze Frau Kügle im Unterricht -total cool, mal auf der "anderen" Seite in der Schule zu arbeiten...

Ansonsten haben wir sehr viele Hausaufgaben zu erledigen, und bis man den Stoff in Englisch gelesen, verstanden und gelernt hat, dauert einige Zeit.

Die Hochzeit am Wochenende in der Nähe von Watertown war interessant und völlig anders als wir sie in Deutschland kennen. Es war eine einstündige katholische Trauung von 14 Uhr bis 15 Uhr, in einer süßen „kleinen“ Kirche in Kranzburg, die daneben aus 2 Bars, einem Friedhof, einem „on-and-off-sale-shop“ und ein paar Wohnhäusern bestand. Die Kirche war gerade groß genug, um die 350 Gäste zu fassen. Nach der Trauung  gab es nicht wie in Deutschland Kaffee und Kuchen, sondern 2 Stunden Freizeit, welche ich mit meinem Gastvater Sean in einer sehr schönen Kunstgalerie mit wirklich wundervollen Bildern verbrachte. Um 17 Uhr mussten wir noch schnell ein Geschenk für das Brautpaar besorgen, bevor wir dann auf die Party gingen. Gegen 18 Uhr gab es Abendessen (nichts Besonderes für ein junges Ehepaar, das es sich leisten kann 350 Gäste einzuladen). Nur mal nebenbei: mein Gastvater und ich kannten niemanden, nicht mal das Brautpaar selbst, außer meine Gastmutter, die „Personal Attendence“(so etwas wie das persönliche Laufmädchen) der Braut war. Gegen 21 Uhr haben wir die Party verlassen, um die eineinhalb stündige Rückreise nach Sioux Falls zu Kari's Mutter anzutreten.

Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass mein Gastbruder Kilian ("Kili")krank ist. Nach einer sehr lauten und anstrengenden 6-stündigen Rückfahrt  stellte der Arzt fest, dass Kili eine (nach meinen Übersetzungskünsten zu Folge) "Ohreninfektion" hat, was wahrscheinlich soviel bedeuten soll wie: eine Mittelohrentzündung...

Das Bild mit Kilian ist noch von der Hinfahrt nach Sioux Falls (fröhlich und ohne Ohreninfektion)

Naja… mal sehen, was nächstes Wochenende abenteuerliches auf mich zukommt.

Zum Seitenanfang

36. Kalenderwoche

ZUMBA und Führerschein

 

Diese Woche war total cool. Ich habe das erste Mal ZUMBA

gemacht. Das ist so ziemlich genau das Richtige für mich. Es ist eine Mischung aus Hip Hop, lateinamerikanischen Tänzen und Aerobic und der neueste Schrei im Workoutbereich den die Amerikaner zu bieten haben. Einfach gesagt: es macht extrem viel Spaß und ist auch noch gut für die Figur! Naja, hören wir mal auf mit der Werbung.

 

Außer für Zumba habe ich mich noch für einen Fahrschulkurs (mit 16!)angemeldet und werde so für ca. 200€ Autofahren lernen (der Führerschein wird vorraussichtlich ohne Einschränkungen in Deutschland anerkannt, muss aber spätestens 6 Monate nach meiner Rückkehr gegen eine deutsche Fahrerlaubnis umgetauscht werden weil er sonst verfallen würde)!

 

Das ist echt soooo cool..., darauf darf jeder neidisch sein, denn sowas kann man nur realisieren, wenn man so liebe Eltern hat wie ich, die wollen, dass was aus ihrem Kücken wird, die einen so lieben wie meine Eltern mich lieben und die ihr letztes Hemd hergeben würden, nur damit es mir an nichts fehlt, so wie meine Eltern es machen würden.

Ich danke euch so sehr dafür, dass ihr mich so liebt und euch so um mich sorgt, um sicher zu gehen, dass es mir nie an etwas fehlt!

  

Am Freitag haben wir eine "babyshower" vorbereitet. Dazu zählte u.a., den Wassermelonen-Buggy mit Obstsalat zu machen ...

und einen Windelkuchen zu zaubern.

Das war sehr interessant, da ich so etwas aus Deutschland überhaupt nicht kenne.

Zum Seitenanfang

 

 

37. Kalenderwoche 

 

Verlust der Muttersprache und Kirchenbesuch

Oh mein Gott, es geht schon los:

Gerade, als ich meinen Text für diese Woche zu schreiben begann, fing es an: ich habe auf Englisch gedacht und geschrieben, ohne es zu bemerken! Die erste fehlende Vokabel hat mich dann erst darauf aufmerksam gemacht, dass irgendetwas nicht stimmt. Das kann ja noch was werden...

  

Naja, ich erzähle jetzt lieber etwas über meine vergangene Woche, statt über diesen Schock weiter nachzudenken.
   
Am Montag habe ich mir die erste wichtige Anschaffung geleistet (die mir sehr viele Komplimente eingebracht hat): superschöne Schuhe! 
Dienstag habe ich mein Zimmer umgeräumt. Jetzt ist alles nach der deutschen Logik geordnet ;-).
Am Mittwoch hatten wir in der Schule frische Büffelknochen auf dem Anatomietisch zum Betrachten und auseinandernehmen. Das war absolut nicht mein Fall. Ich glaube es ist besser nicht zu erklären, wie ein längs aufgeschnittener Oberschenkelknochen eines Büffels aussieht.
Donnerstag habe ich deutsche Brötchen gebacken, weil wir am Freitag in Deutsch und Französisch ein Frühstückbuffet gemacht haben. Alle die meine Brötchen gegessen haben fanden sie wunderbar. Das freut mich natürlich wenn etwas aus meiner Heimat so gut ankommt.
  
Am Sonntag haben wir sehr viel gemacht. Zuerst waren wir (wie am Sonntag zuvor) in der Kirche. Dazu muss man sagen, dass ich Zeit meines Lebens nur in katholischen Gottesdiensten war und die Kirche in der ich mit meinen Gasteltern war sehr viele Unterschiede aufzeigt.
Zum Ersten ist das Gebäude –abgesehen von den Kreuzen überall- nicht als Kirche in unserem Sinne zu erkennen. Es sieht mehr aus wie ein Versammlungssaal. Es gibt auch keinen Altar sondern nur ein Rednerpult, welches auf einer ca. 70 cm hohen Bühne steht. Hinter diesem Pult stehen viele Instrumente und Mikrofone. Es sieht ein bisschen aus wie eine für ein Konzert vorbereitete Bühne.
Während des Gottesdienstes ist es auch nicht unüblich, dass man einen Donut oder ähnliches isst und dabei ein Käffchen trinkt und wenn man sich Nachschub holen möchte kann man das auch während des Gottesdienstes erledigen! Es ist ein ständiges Kommen und Gehen.
Die Lieder sind auch viel energischer und moderner (dafür kommen die ganzen Instrumente auf der Bühne zum Einsatz) als in unserer Gemeinde. Manche Leute heben sogar ihre Hand und deuten während des gesamten Liedes (mit Wiederholungen manchmal ca. 10 Minuten lang!) in Richtung Himmel. Das ist echt erschreckend.
 

Die Kirche bei Rapid City von außen...

... und von innen

  
Nach dem Gottesdienst kann man keine Schlange am Ausgang finden, die meisten bleiben noch in de Kirche und unterhalten sich. Das erste Mal als ich zu der Kirche mitgenommen wurde gab es nach dem Gottesdienst kostenloses Eis für jeden. Man hat einen Becher mit Sahneeis bekommen und konnte sich dann selbst verschiedenste Variationen von Toppings (also das was als individuelles I-Tüpfelchen noch zusätzlich oben drauf kommt)

zusammenstellen, wie z.B. verschiedene Soßen, Banane, bunte Streusel, Oreo-Kekse  und vieles mehr -das war sehr lecker.
  
Nachdem man alle Unterhaltungen beendet hat, bewegt man sich langsam in Richtung Ausgang. Wenn man dann endlich im Auto sitzt und nach Hause fährt könnte man denken dass es jetzt ein entspannter Tag wird.
ABER: dann muss ich Hausaufgaben erledigen, mitkommen um wahnsinnig leckere Äpfel und Pfirsiche abzuholen, mit Karamell überzogene Äpfel machen und wieder ein paar Hausaufgaben machen, die man wegen des vollgestopften Wochenendes nicht vorher machen konnte...
So vergeht eine Woche wie im Flug. Dazu kommt jeden Tag Schule, Montag und Mittwoch Zumba und einiges mehr was mich gut unterhält. Wie man sehen kann ist von Langeweile keine Spur. Der Tag ist viel zu kurz um alles zu erledigen, was ich mir eigentlich vorgenommen habe!
 
 
38. Kalenderwoche

Young Life, Bus Stop und deutsches Essen

 

Wieder ist das Ende der Woche da. Es ist verrückt, wie viel man in einer Woche machen kann.

Am Montag Abend war ich beim „Young Life“ Club. Young Life ist eine christliche Organisation, die sich mit High School Schülern beschäftigt und diese im Prinzip auf eine lockere Art und Weise von Gott überzeugen möchte. Dazu gehört jeden Montagabend ein Club mit einem Motto und extrem verrückten Spielen und Liedern. Zum Beispiel war am Montag 80er Jahre Nacht d.h. alle verkleiden sich wie in den 80ern und auch der Clubraum ist dem Motto nach dekoriert. Dazu kommt, dass getestet wird wer den besten „Headbang“ hat, eine abgewandelte Form von Schere-Stein-Papier wird gespielt, Knicklichter werden von den „Aufpassern“ in die Menge geschmissen, Lieder werden zusammen gegrölt und am Ende gibt es noch eine Art Predigt. Alles sehr verrückt!

Am Dienstag war ich das erste Mal in der Klinik. Aber keine Angst es ist alles in Ordnung. Ich musste nur in die Klinik weil ich nicht warten wollte, bis ich irgendwann einen Termin bei einem Arzt bekommen hätte. Man hat eine Infektion festgestellt, die ich mit Tabletten in den Griff bekommen habe. Also: KEINE PANIK! Das Positive an meinem spontanen Krankenhausbesuch ist, dass ich eine Bekannte von dem Polizeiaustausch (Diana) getroffen habe. 

Am Mittwoch war in meiner Schule ein „Schultütenfest“ welches meine Deutschlehrerin für die neuen Deutschschüler der 9. Klassen organisiert hat. Dafür habe ich allen Deutschklassen „Bus Stop“ beigebracht. Das ist ein Gruppentanz, den man in Blockaufstellung tanzt. Ich habe diesen Tanz in der Tanzschule beigebracht bekommen. Keiner von den Schülern hat jemals von diesem Tanz gehört, geschweige denn ihn gesehen; dabei kommt er aus der USA wie ich soeben im Internet gelesen habe. Naja, jetzt glauben ca. 200 Amerikaner, dass es ein europäischer Tanz ist…auch gut!

Am Donnerstag war ich nach der Schule shoppen. Aber keine Angst Mama und Papa mein Kontostand ist nicht im Minus. Außerdem war es für einen Guten Zweck: Papa´s Geburtstag. Abends habe ich dann das Erste mal in meinem Leben Spinat, Kartoffeln und Ei gekocht; meine Gasteltern fanden es natürlich sehr lecker.

Samstag Morgen haben wir den örtlichen Bauernmarkt besucht.


Das war sehr interessant, was doch alles noch selbst gemacht wird in diesem riesigen und unpersönlich scheinenden Amerika.

Da das Wetter das ganze Wochenende sehr schön war sind wir am Sonntag nach der Kirche in einen Park gefahren und haben dort mit Kilian eine Stunde gespielt.

Zum Seitenanfang